Offenbar hat alles Karmapunktesammeln nix genützt: 2012 in Zürich auf offener Strasse eine Kamera gefunden und sie dem Besitzer in Dresden zurückgeschickt (natürlich vorher noch ein paar 100 Fotos damit gemacht, damit der Besitzer auch weiss, wo seine Kamera ohne ihn so gewesen ist); 2013 im Zug nach Mailand einem gut betuchten US-amerikanischen Ehepaar mit 38.- CHF in bar ausgeholfen, weil der Kondukteur bzw. dessen Lesegerät keine einzige der gefühlt 12 Millionen Kreditkarten des Couples akzeptieren wollte; und dann ja auch noch im Nachtzug von Berlin ein iPhone gefunden und nach prompter Recherche zurückgegeben – trotzdem ist mein Samsung Galaxy S4 jetzt weg. Und nicht nur weg, sondern anscheinend auch schon in anderen Händen, die gar nicht daran denken, es mir zurückzugeben (kein Wunder, Hände haben ja auch gar kein Gehirn, mit dem sie denken könnten).
Du ahnst es schon: Ich habe mein Smartphone verloren. Mein geliebtes, schnelles Galaxy S4 mit ordentlich Rechenpower, hochauflösendem Display, Ingress und Google Now. Bzw. es wurde es gestohlen. Bzw. erst habe ich es verloren und dann wurde es gestohlen. Bzw. erst habe ich es verloren, dann nicht dort wiedergefunden, wo ich es wahrscheinlich verloren habe, und daraus schliesse ich, jemand hat es ziemlich schnell gefunden, an sich genommen, und nun ist er glücklich damit (Euphemismus für Diebstahl).
Nun fragst du sich sicher: Ist das schlimm? Als ich die Geschichte Kollegen und Freunden erzählte, erhielt ich meistens eine Antwort in dieser Art: “Oh Gott, ich würde verrückt werden – mein ganzes Leben wäre weg!”
Da kann ich nur entgegnen: Anfänger!
Was habe ich denn wirklich verloren?
- Daten? Nö.
Alle meine Kontakte und Termine sind in der Cloud gespeichert. Mein Leben geht also ohne Unterbruch weiter.
Selbst Bilder und Videos, die ich mit dem Handy aufgenommen habe, wurden immer regelmässig nach Dropbox gebackuppt. Also alles noch da. - Zugänge (Passwörter) zu allerlei Plattformen? Nö.
Mein Handy war PIN-geschützt. D.h. wenn der unehrliche Finder die Absicht gehabt hätte, in meine Accounts zu gelangen und dann via der auf dem Smartphone installierten Apps in meinem Namen merkwürdige Nachrichten zu posten, dann hätte er dazu zumindest etwas Zeit gebraucht. Dieser Vorsprung reichte mir locker, um daheim die Passwörter aller relevanten Plattformen (etwa: PayPal, Facebook, Google, Dropbox) zu ändern und die ganzen Payment- und Social-Media-Profile wieder ganz für mich zu haben (also, abgesehen von der NSA natürlich).
Tatsächlich tut es mir nur um die verloren gegangene Hardware Leid. Ich erinnere mich noch, wie ich das Handy gekauft habe. Und wie ich, genau eine Woche nach dem Kauf, einen übelsten Kratzer ins Display gezaubert habe, indem ich beim Mountainbiken umegheit und direkt aufs Handy raufgefallen bin. Diesen Moment habe ich damals zufällig sogar mit meiner Helmkamera aufgenommen:
Das war quasi Hardcore-Customizing für mein Handy. Und nun ist es weg. Wichtig ist doch aber wie immer, vor allem das Positive zu sehen. Also z. B. dass ich so eine doofe Situation mal erleben und gleichzeitig feststellen durfte, dass man ohne sein Handy doch nicht aufgeschmissen sein muss.
Ausserdem habe ich meine gute Tat für 2014 sicher schon hinter mir. Denn irgendwo läuft jetzt jemand mit einem gerade mal 5 Monate alten gratis Samsung Galaxy S4 rum und hat sicher Freud.
Und das Beste: Vor 3 Monaten habe ich mir ein Zweithandy mit Firefox OS gekauft, ein chinesisches ZTE OPEN, einfach mal zum Ausprobieren dieses recht neuen Betriebssystems. Und nun bin ich, aufgrund der Umstände, regelrecht gezwungen, dieses auf Herz und Nieren zu testen und mir damit neues Herrschaftswissen anzueignen. Das Ergebnis wirst du bald hier lesen können.
Wie du siehst, der Handyverlust kann mir nix anhaben. Ich bin halt der Chuck Norris der Digitaltechnologie.